Am falschen Empfang, dafür im richtigen Film

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Letzte Woche waren der Hubby und ich an einen Empfang eingeladen. Der Nationalfeiertag der Jordanier sollte gefeiert werden. Ich freue mich drauf. Schliesslich würden wir unsere neuen Freunde der Botschaft wiedersehen, die vor einem Jahr unsere Ferien in Jordanien retteten, indem sie uns sehr kurzfristig ein Visum gaben. Ich hatte mir auch schon ein schönes Einstiegsthema zurecht gelegt, sollte es zum Small Talk mit dem Botschafter kommen. Ich wusste nämlich, dass er und seine Frau vorher in Bern stationiert waren, genauer in Muri.  Soweit so gut. Ich fuhr frühzeitig mit unserem Auto los; der Plan war, den Hubby von der Arbeit abzuholen. Bis an die Corniche lief alles wunderbar, ich hörte Oldies auf Radio Ciel und freute mich, ordentlich vorwärts zu kommen. Dann, in Hamra, ging gar nichts mehr und der Hubby musste mir zu Fuss entgegen kommen. Bis zum Kempinski Hotel, wo der Empfang stattfand,  brauchten wir dann eine geschlagene Stunde für die ca. 2km Strecke. Und wurden am Schluss auch ständig sehr frech überholt. Als der Hubby die auf englisch übersetzte arabische Einladung zitierte, der Empfang sei „facing the Embassy“, kam mir das nur kurz spanisch vor. Nach meinem Wissen war die Botschaft ja in Baabda, ausserhalb von Beirut ansässig. Aber wer weiss, vielleicht waren sie ja umgezogen. Warum sonst war wohl unser jordanischer Kollege in die Stadt umgezogen, reimte ich mir zusammen. 

Als wir endlich unser Auto abgegeben hatten und durch die Security waren, stand dort „Reception Algerian Embassy“ und wir so: „wo gehts denn bitte zum Empfang der jordanischen Botschaft“, da waren wir recht überzeugend. Und zueinander sagten wir: „Kunststück der Verkehr, wenn zwei Empfänge gleichzeitig statt finden“. Es war eben doch die Algerische Botschaft, die Hof hielt. Mir wurde wieder klar, was ich bereits wusste und selber an meinen Knigge-Kursen verkündete: immer schön vorher den Anlass googlen. Und selber arabisch lesen können wäre auch nicht schlecht. 

Am nächsten Tag hatten wirs dann ein bisschen näher und waren auch mehr als zeitig dort: Die Heinrich Böll Stiftung hatte mit Unterstützung der Schweizer Botschaft hatten ein Filmfestival über Migration organisiert: „Almost there“, zu dessen Premiere wir eingeladen waren. Im Metropolis Art Cinema in unserem Quartier fand der Empfang statt mit anschliessender Aufführung von „Journey of hope“ - Reise der Hoffnung.  Mit „unserem“ Regisseur und Oscar-Preisträger Xavier Koller vor Ort. Da freuten wir uns drauf. Schliesslich ist es bisher der einzige Schweizer Film, der einen Oscar als bester fremdsprachiger Film gewann. 


Wir kamen sofort mit Xavier Koller ins Gespräch. Das ist ja nie schwer, so von Deutschschweizer zu Deutschschweizer, die beide im Ausland leben. Jedenfalls ist er ein sehr netter Mensch, unglaublich bescheiden und normal. Witzig fanden wir, als er, kaum gingen nach der Laudatio die Scheinwerfer aus, sich aus seinem eigenen Film schlich mit der Begründung, er wolle sich den Film im anderen Saal anschauen, „den kenne ich ja schon“.

Der Film „Reise der Hoffnung“ ist ganz stark und blieb uns allen im Hals stecken. Obwohl von 1991, ist er mit seiner Flüchtlings-Thematik hochaktuell.  

Beatrice Rieben - Life(Style), Confidence & Expat Coach