Mut zur (falschen) Entscheidung

Mut zur (falschen) Entscheidung

„Es ist besser, unvollkommene Entscheidungen durchzuführen, als beständig nach vollkommenen Entscheidungen zu suchen, die es niemals geben wird.“ – Charles de Gaulle 

2020 trafen wir eine Fehlentscheidung. Nach unserer stürmischen Versetzung von Beirut zurück in die Schweiz mitten in der Pandemie, waren wir definitiv etwas durch den Wind. Anders können wir uns nicht erklären, warum wir – im Rückblick - ein paar Fehlentscheide getroffen haben. Die schlimmste war es, eine Wohnung an einer lärmigen Strasse anzumieten, die nicht einmal besonders günstig war, aber was soll ich sagen: wir waren geblendet von Fliesenboden und Parkett, und wohl auch vom Charisma des Vermieters ...   

20'000 Entscheidungen treffe man pro Tag, heisst es (die meisten sind Gott sei Dank automatisiert). Kein Wunder, kann es so stressig sein, eine Wahl zu treffen zwischen einem Kaffee und einem Espresso, geschweige denn bei Starbucks zwischen Tall, Grande und whatnot zu wählen… besonders für eine Waage wie mich! Leider kann einem niemand diese Entscheidungen abnehmen.

Aus dem gleichen Grund darf ich im Coaching auch keine Ratschläge geben. Denn was für jemanden geklappt hat, kann sich für eine andere Person als nutzlos oder falsch herausstellen. Nur das Coachee kennt die für sie im Moment richtige Lösung. Die Verantwortung für Entscheidungen liegt immer bei einem selber. Und ich muss mir halt die Mühe nehmen, mich hinzusetzen und mir ein paar Fragen zu stellen, die mir allenfalls eine Antwort liefern könnten. 

richtige oder falsche Entscheidung?

Hier sind 10 Fragen, die bei der Entscheidungsfindung hilfreich sind:

  • Listen: Mach eine Pro und Contra-Liste (SWOT-Analyse oder sammle die Fakten, die für das eine oder eben gegen das andere sprechen)
  • Quo vadis? Wo willst Du hin, welches ist dein Ziel? Wenn Du dein Ziel nicht kennst, kannst Du auch nicht erkennen, welches der Weg dorthin und der richtige Entscheid sind. 
  • Die 10-10-10-Methode: Welche Bedeutung wird meine Entscheidung in 10 Minuten, 10 Monaten oder 10 Jahren haben. Diese Frage nimmt definitiv Druck aus dem Entscheidungsprozess. Ein Entscheid im oben erwähnten Kaffee-Dilemma sollte bereits  10 Minuten später keine Rolle mehr spielen (ausser der De-caff abends entpuppt sich als caff...)
  • Neue Strategie: Probiere etwas Neues aus, wenn sich das Alte nicht bewährt hat. 
  • Expertinnen-Meinung: Frag jemanden, der schon dort ist, wo Du hinwillst?  Und wäge dann deine Chancen und Risiken ab. Was für mich richtig ist, muss für dich nicht zwingend stimmen. Als wir zB vor der Wahl standen, mit kleineren Kindern für längere Zeit nach Sri Lanka zu gehen, fragte ich eine andere Familie mit ähnlichem kulturellen Hintergrund und sozialer Herkunft, die ebenfalls mit kleineren Kindern bereits dort waren. 
  • Embrace failure/Mut zum Versagen zeigen: wer etwas wagt, sei es beruflich mit einer Firmengründung oder privat ins Ausland auszuwandern (oder beides kombiniert), kann vieles gewinnen oder eben auch grandios scheitern. Man sollte jedem Menschen applaudieren für den Mut zum Neuen und nicht andere klein machen. 
  • Bauchentscheid: Viele meiner richtig grossen Entscheide, die ich getroffen habe, kamen aus meinem Bauch: Heiraten? ✅; für einen Job nach Moskau ziehen? ✅; mich selbständig machen? ✅. Bei mir sinds die kleineren Entscheidungen, die eher Kopfzerbrechen bereiten.
  • Münze werfen: beim Fallen der Münze wirst Du dich innerlich für Kopf oder Zahl entschieden haben. 
  • (Wo)man up!  Als erwachsener Mensch bist du zu 100% verantwortlich für deine eigenen Entscheidungen und Aktionen. Du musst also auch für deren Konsequenzen geradestehen. Deshalb ist Gejammer und eine Opfer-Haltung so unsexy und bringt einen nicht weiter. 
  • Auch keine Entscheidung ist eine Entscheidung: Wenn Du keine Entscheidung triffst, wird sich entweder an der Situation nichts ändern, oder andere Menschen treffen die Entscheidung für dich. Bist Du seit langem beruflich in einer unbefriedigenden Situation? Oder privat unglücklich liiert? Solange Du keinen Entscheid zur Veränderung triffst, wird sich auch nichts ändern. So oder so ist auch dies eine Entscheidung, nämlich die nichts zu tun. 
  •  Bonus-Tipp für Kleiderkäufe: Wenn du nicht sicher bist, ob du den extravaganten Rock kaufen sollst oder nicht, frag dich immer: möchte ich dieses Teil direkt morgen anziehen? Und habe ich bereits etwas zum Kombinieren? Wenn deine Antwort darauf 2x ja ist, go for it. Bei einem nein, lass es liegen.

Das Leben verläuft nicht immer gradlinig. Manchmal stellt man im Nachhinein fest, dass ein Entscheid falsch war. Wichtig ist, dass man ihn korrigiert, sofern das machbar ist, und etwas daraus lernt, so zum Beispiel ihn nicht zu wiederholen! Wir haben unseren Fehlentscheid vom 2020 korrigiert und sind letzten Sommer wieder umgezogen. Wer hätte gedacht, dass wir knapp 11 Monate später erneut ins Ausland ziehen würden?

Wünschst du dir mehr Klarheit und Erfüllung? Als Life(Style) Coach unterstütze ich dich dabei, mehr Sinn und Freude in dein Leben und deine Arbeit zu bringen. Drop me a line here


Beatrice Rieben - Life(Style), Confidence & Expat Coach