Ein spektakulärer Wasserfall und ein Zedernwäldchen

Vor der Reise war ich skeptisch, dass wir einen der angeblich 10 schönsten Wasserfällen besuchen wollten. Den ersten Wasserfall, den man mir hier als wahnsinnig toll verkaufte, habe ich zuerst gar nicht gesehen, so unauffällig fand ich ihn. Wir fuhren also unpünktlich wie üblich (jemand ist immer in „sooo much traffic“), aber gut gelaunt los. Das Wetter war auch heute auf unserer Seite, kein einziges Wölkchen weit und breit. Trotzdem hatte ich Kleider dabei, für den Fall, dass in den Bergen ein Windchen aufzöge. Wir fuhren bis nach Byblos, stärkten uns dort in der „Wooden Bakery“ mit einem Käse-Manouché und fahren hoch in die Berge. Sofort wurde es grüner und landschaftlich attraktiv. A apropos attraktiv: der Sport-Reiseleiter Avi, der unsere Gruppe begleitet, habe voriges Jahr den berühmten Lebanon Mountaintrail nicht nur marschiert, sondern in 9 Tagen gerannt. Er war also bereit für seine heutige Mission. Wir fuhren bei Laqlouq vorbei, einem der paar Skigebiete, wo man noch vor einem Monat hätte Skifahren können. Inzwischen waren die Hänge wieder grün. Nachdem wir in Tannourine angekommen waren, führte Avi uns zuerst zu einem Aussichtspunkt des Baatara Bala oder Tannourine sinkhole, um uns zu zeigen, was vor uns lag. Ich sagte laut, dass dies wohl zu schaffen sei und „Yalla“.  Stellte sich heraus, dass der Abstieg für mich doch mühsam wurde. Mein malaysisches Gspändli hatte derlei Probleme nicht. Flink wie eine Schweizer Berggeiss kletterte sie den Abhang runter und bewegte sich im Gelände, wie wenn sie dort aufgewachsen wäre. Die junge bulgarische Mutter mit den Schnürschuhen (!) balancierte ihre 3jährige Tochter lässig auf der Hüfte, während sie leichtfüssig zum Senkloch herunterstieg. Véro, die französische Kollegin, liess nicht nur ihre Beine direkt über das Sinkloch, also the sheer drop baumeln, sondern ihr ganzes Leben. Nur ich bewegte mich ungelenk und wie meine eigene Grossmutter. Bereits im ersten, noch ungefährlichen Teil rutschte ich zweimal mit meinen Asics aus. Als ich dann die letzte Partie traversieren musste, um zum Wasserfall zu gelangen, zitterten mir die Knie. Da half es auch nicht, „nicht nach unten zu schauen“. Halb rutschte ich auf dem Hosenboden, halb hangelte ich mich weiter. Aber dann: der wirklich spektakuläre Wasserfall, der durch 3 natürliche Brücken rund 240m tief ins Senkloch fällt! Da der 100m Wasserfall ausschliesslich von der Schneeschmelze herrührt, bekommt man dieses Schauspiel nur für kurze Zeit zu sehen. Nächste Woche könnte es damit schon vorbei sein. Meine Freundinnen posierten für allerlei Selfies und Gruppenfotos rund um den Abgrund. Nach ungefähr hundert Bildern stiegen wir wieder hoch. Oben angelangt, bestellte ich mir im Geiste einen Gin&Tonic.  

Es ging weiter mit dem Bus auf der Bcharré-Tannourine Road zum Tannourine Cedars Forest. Beim Eingang fiel mir ein Schild auf, das so ziemlich alle Verbote beinhaltete, die es beinhalten könnte (echly wie daheim), also zum Beispiel auch Hunde mit in den Wald nehmen. Hä? immerhin wir durften spazieren gehen und verhielten uns angemessen. Der Wald war vielmehr ein Wäldchen mit ein paar Zedernbäumen, und ich war etwas enttäuscht. Wie schon öfters, werden hier gewisse Sehenswürdigkeiten zu etwas aufgebauscht, was es meiner Meinung nach nicht ist. Die Aussicht von den drei verschiedenen Aussichtspunkten hingegen war wundervoll. Es gibt auf dem ca. einstündigen Marsch auch einen Place Dalida. Die Libanesen verehrten die berühmte Sängerin, die eigentlich Ägypterin war. Die Menschen aus dieser Gegend sind sogar ausgesprochene Fans von Dalida, wie wir erfahren. Die Eco Lodge Dalida (!), in der wir nachher zu einem sehr späten Lunch einkehren, war ein weiterer Beweis dafür. 

Nach dem Lunch traten wir unsere Rückreise an, mit einem letzten Zwischenstopp im allerliebsten maronitischen Dörfchen Douma. Douma liegt oberhalb des Badeorts Batroun gelegen und ist ein beliebtes Ausflugsziel für Einheimische und Touristen gleichermassen. Wir lustwandelten durch den Mini-Souk und die eine Strasse, kauften ein paar Souvenirs und waren dann bereit für die Rückfahrt nach Beirut. Unterwegs gabs zur Krönung aus der Natur einen 1A-Sonnenuntergang, der sich nicht mit der Kamera festhalten liess, aber in unserer Erinnerung. 

More...

Beatrice Rieben - Life(Style), Confidence & Expat Coach