Direkte Libanesen versus direkte Sri Lanker

Manchmal fallen mir gewisse Ähnlichkeiten auf zwischen unserem Gastland von jetzt und demjenigen vor 9 Jahren (Sri Lanka). Besonders während den Ferien hatte ich einige Flashbacks. Eine davon ist die Direktheit der Menschen. Als ich letztes Mal im Pet Shop bei uns im Quartier war, um die Gagu-Säckli für Stella zu kaufen (merkwürdigerweise waren sie ausverkauft…, nach dem sich bietenden Trottoir-Bild würde man es nicht denken), sagt mir die Besitzerin: „also der Hund ist zu dünn, Du musst ihm mehr zu fressen geben“. Ungefragt. Auch da war ich zu baff und um Worte verlegen. Und dann noch folgende brandneue Anekdote: ich bin auf meinem morgendlichen Spaziergang mit Stella und werde von einer jungen Frau angesprochen: she is soooo skinny. Und Achtung jetzt kommts: “I really think you should see a vet!”. Dafür habe ich mich dann auch herzlich bedankt! Ich bin mit den Vets im Quartier per Du, so oft war ich schon dort!

Die Sri Lanker sind ähnlich direkt und kommen, anders als wir Konjunktiv-freundlichen Schweizer sofort auf den Punkt. Vor allem beim Gewicht geht’s sofort zur Sache: Kam man nach den Sommerferien gut genährt (von Käse und Wurst) auf die Insel zurück, war die Reaktion: „oh, you got fat“ (ein Kompliment!). Als ich mich nach Dengue Fieber wieder aus dem Spitalbett aufgerafft hatte, wurde ich vorwurfsvoll mit „toooo skinny“ (kein Kompliment!) begrüsst. Meine Lieblingsgeschichte, und oft erzählt, ist folgende: mein Vater ist auf Besuch in Colombo und wünscht eine Pedicure, und zwar von der gleichen „jungen Frau mit dem netten Lächeln“, wie beim letzten Mal, ihren Namen wussten wir nicht. Dies also mein Beschrieb im Salon zu einem der Angestellten. Er so: „oh, you mean the fat one?“ Ich: „ehm, well, vielleicht ist sie ein bisschen chubby“, aber einfach die nette halt“. Da betrittt sie, lächelnd, den Salon, und ich „ja, sie meinte ich“. und der Angestellte: „I told you the fat one“. Was sie überhaupt nicht aus der Fassung bringt und bei ihr fröhliches Kichern auslöst. Auch interessant war, wenn wir Sri Lankische Besucher bei uns hatten und sie uns erklärten, wie man das Haus anders, sprich besser einrichten könnte. Oder einmal war die Besitzerin des Hauses bei uns, fläzte sich müde auf unserer Veranda und stellte fest, nachdem wir grad ihren Garten in Ordnung gebracht hatten, dass es nicht sehr von Vorteil sei, die Sträucher so zu schneiden, wie wir dies eben getan hätten. Really?  

Nun also zurück zu Beirut. Unlängst teilte mir ein Coiffeur mit, dass mich meine Haar-Farbe, die ins warmtonige abdriftete (was natürlich für eine kalttonige Sommer-Typ-Imageberaterin nicht geht - stilart.ch), "dull“ mache. Dies - wohlverstanden, nachdem er mir schon im Dezember, auch ohne nachzufragen, beibrachte, er müsse unbedingt meinen Haaransatz „fixen“. Hier ein kleiner Nachtrag: inzwischen beschied man mir auch, ich hätte very skinny hair und von anderer Seite: sensitive hair (?).
Langer Rede kurzer Sinn: ich fliege jetzt in die Schweiz und bei der Gelegenheit lass ich dies alles wieder instand bringen, damit ich wieder eine Gattung mache!

Beatrice Rieben - Life(Style), Confidence & Expat Coach