When the going gets tough…
Es gibt Zeiten im Ausland, da läuft einfach alles wie am Schnürchen. Und dann gibt es Zeiten wie diese jetzt: wo man einfach durch muss.
Seit Mitte Oktober ist im Libanon eine Revolution im Gange (Link zu früherem Blog); Strassensperren prägten am Anfang des Aufstands unseren Alltag sowie geschlossene Schulen. Die meisten Anlässe wurden gestrichen (nicht mal einen Weihnachtsbaum gab es für Beirut); Spitäler akzeptierten nur noch Notfälle. Inzwischen ist wieder so etwas wie Ruhe eingekehrt, mit gelegentlichen Blockaden und Schlägereien zwischen Riot Police und Demonstranten, so wie diese Woche, während der sogenannten „Angry Week“. Dafür hat sich die wirtschaftliche Situation verschärft: Geschäfte und Restaurants schliessen eines nach dem anderen; besonders in der Innenstadt ergibt sich ein trauriges Bild. Banken haben die wöchentliche Bezugslimite heruntergesetzt auf 300 $, der Wert des lokalen Pfunds ist gefallen. Am Wochenende schloss auch unser Indie-Kino im Quartier für immer seine Tore. Die Kleinkriminalität nimmt zu, es hat mehr Bettelnde im Quartier, und die Situation bleibt unsicher: wird es je besser oder eher noch schlimmer? Es machen Gerüchte die Runde, dass wir ab März 2020 digital im Dunkeln sein werden, weil das Budget nicht durch komme...
Wenn nicht nur die unmittelbare Umgebung instabil ist, sondern auch die persönliche Situation ungewiss ist (wie z.B. wo werden wir ab Sommer 2020 wohnen und arbeiten?), kommt man schon mal ins Grübeln, und es kann weitreichende Konsequenzen haben: von Langeweile über Frustration und Ärger bis zu Krankheit ist alles dabei.
Wie sollte man in dieser Situation reagieren? Jammern nützt leider nichts, ich habs ausprobiert. Gegen die Langeweile hilft zB häkeln, backen, ausmisten à la Marie Kondo, Fotoalbum nachführen, Gebrauch machen vom Gym-Abo. Negativen Gefühlen begegne ich mit Yoga und mit meditieren. Auch ein Mantra aus „Access Consciousness“ kann hilfreich sein: „all of life comes to me with ease, joy and glory” – dies 10 x am Tag runtersagen, nach dem Aufwachen und vor dem Einschlafen“. Sehr effektiv.
Wichtig ist auch, dass man sich kleine Inseln schafft: einen Waldspaziergang machen, ein warmes Bad nehmen, eine Gesichtsmaske auflegen, Musik hören, etc. Und warum nicht anderen Menschen helfen, besonders in einer wirtschaftlich angespannten Situation wie jetzt?
Besinnen wir uns deshalb auf unsere Werte und - Achtung Modewort - auf unsere Resilienz. Also unsere Fähigkeit, auch in schwierigeren Lebenssituationen den Kopf über Wasser zu halten. Wieviele schwierige Situationen haben wir schon überstanden, und sind gestärkt daraus hervorgegangen? Eben!
Ganz ehrlich: das Leben ist kein Ponyhof. Es gibt kein Recht auf nonstop glücklich sein. Wenn wir immer auf dem gleich hohen Level glücklich wären, würden wir die kleinen wohltuenden Momente gar nicht mehr so spüren und erleben.
Abschliessen möchte ich diesen Beitrag mit dem legendären Spruch von Anita Weyermann, einer ehemaligen schweizerischen Läuferin: „Gring ache u seckle“, was soviel heisst wie Augen zu und durch!