Sommerferien mit Stella – ein tierischer Aufwand
Bei unserer Versetzung nach Libanon habe ich einen schönen Eindruck davon bekommen, wie es ist, mit Hund international zu verreisen. Dies war allerdings nur ein winziger Vorgeschmack darauf wie es sein würde, wenn man denselben Hund wieder repatrieren möchte. Unvorstellbar, was man da alles beachten muss. Was ursprünglich als unsere Hauptsorge galt, nämlich der angeborene Stummelschwanz unserer Französischen Bulldogge, erwies sich als unnötig und wurde von einer anderen Sorge abgelöst. Libanon gilt nach wie vor als Risikoland für Tollwut, und deshalb mussten wir einen Antikörper-Test vorweisen. Dank einer Schweizer Freundin in ähnlicher Lage, die mir von ihrem Prozedere erzählt hat, war ich vorbereitet.
Ich also sofort zu „Le Véto“, dem Tierarzt unseres Vertrauens, in Achrafié. Er stellt fest, dass die Tollwut-Impfung bereits Ende letzten Jahres fällig gewesen wäre und holt sie sogleich nach. Anschliessend müssen wir einen Monat warten, bevor wir die Blutanalyse machen können. Dieser sogenannte Titer-Test wiederum muss an ein anerkanntes Labor nach Belgien geschickt werden. Der ganze Spass kostet uns satte 370 Dollar! Das haut mich fast aus den Socken, aber anything for the dog. Wenige Tage vor Abflug kommt dann der negative Bescheid des Labors. Also in unserem Sinne positiv! Zum Glück muss man dieses Prozedere nur einmal durchlaufen. Zwei Tage vor Abflug dann noch der obligate Health Check des Veterinärs mit Stempel und Verifikation des Flughafen-Veterinärs, dass wir keinen kranken, dafür einen entwurmten, entflohten, also praktisch keimfreien Hund nach Europa einfliegen. Angesichts dieser Vorbereitungen kommt mir das eigene Kofferpacken - 20 kg für 10 Wochen - wie ein Kinderspiel vor.
Wir geben Stella schweren Herzens mit ihrem Chrutzli ab, die Tablette ohne Goodie verschmäht sie. Ihr Bellen wenig später hallt durch die ganze Rafic Hariri-Abflugshalle und bricht unseren Söhnen das Herz. In Bukarest steht das Hündchen in der Gepäckhalle in ihrer Hundebox und schaut uns mit grossen Augen an, der Angestellte übergibt sie an uns. Stella wiederum übergibt sich neuerdings ja nicht mehr, dafür passierte ihr in der Aufregung Nr. 2. Nach einer kleinen Putzaktion, die der Hubby übernahm, spazieren wir, ohne angehalten zu werden, einfach aus dem Flughafengelände. Fast schade, in Anbetracht unserer vollständigen Dokumentation und Ausgaben, die wir hatten.
Wir alle geniessen 3 entspannte Tage in Bukarest mit viel Spazieren an der frischen europäischen Luft, bevor es weitergeht. Wir werden abgeholt von einem Taxifahrer mit Mini-Bus, der uns nach Bulgarien bringt. Beim Grenzübergang, kurz nachdem wir die Donau überquert haben, will niemand irgendwelche Dokumente sehen, theoretisch müssten wir nochmals einen Health-Check vorweisen. Wir machen eine Kaffee-Pause, während unser Hund mit einem anderen, an der Leine, einen kleinen Austausch hat. Der andere Hund erwischt mit der Pfote Stella am Auge und zurück bleibt ein kleiner, blutiger Kratzer. Als wir bei unserem Ferienhaus in Bulgarien ankommen, ist aus dem Kratzer eine eiternd-pulsierende Wunde geworden. Und es ist allen klar, dass wir am nächsten Tag den Veterinär aufsuchen müssen. Was früher das Kind war, das einen mit Mittelohrentzündung und Magenverstimmungen während der Ferien auf Trab hielt, ist heute, so scheints, der kränkelnde Hund. So oder so dankt man in solchen Momenten der Entdeckung von Penicillin. Jemand führt uns zur Tierpraxis im 20 km entfernten Balchik, und alsbald ist der Hund wieder auf dem Damm. Gute Sache, dass wir nun wissen, wo der Arzt ist, denn wir brauchen ja einen Healthcheck für die Einreise in die Schweiz via Deutschland in zwei Wochen ...
Der Flug verläuft ereignislos (diesmal war ich vorbereitet und servierte dem Hündchen das Tablettli im Käsli versteckt) und im kleinen Flughafengelände von Friedrichshafen wartet auch schon jemand mit Stella auf uns. Als ich die beiden Zöllner beim Ausgang erblicke, wird mir klar, dass ich die Dokumente diesmal zeigen „darf“. Die Dame in Uniform blättert zwar interessiert im Passbüchli von Stella, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie weiss, wonach sie sucht. Es hat aber eine Menge Stempel und Kleber drin, und die Zöllnerin scheint zufrieden und winkt uns durch. Nun stehen unseren Ferien in der Heimat nichts mehr im Wege. Die Fahrt nach Bern mit Schiff und Zug ist eine halbe Weltreise, aber wird von allen gut überstanden. Stella geht zielstrebig den Fussweg zu unserer Wohnung entlang und biegt am richtigen Ort ab. Wie wenn nie etwas gewesen wäre.