Nektarinen aus Bekaa

Neulich im Früchte- und Gemüseladen in Hamra: wir stocken unseren Vorrat an Früchten und Gemüsen auf und fragen bei dieser Gelegenheit, woher die feinen Sachen eigentlich stammen. Alles aus Libanon, lautet die Antwort. Ausser einigen wenigen tropischen Früchten stammt alles aus der Gegend. Ich bin sehr beeindruckt. Bei den Trauben war es mir klar, habe ich doch schon mal ein Glas libanesischen Rotweins genossen. Aber dass auch die Nektarinen, Äpfel und Birnen aus hiesigem Anbau stammen, wusste ich nicht. Und wie schmackhaft dies alles ist, ein Gedicht. Besonders die Nektarinen sind göttlich, weder zu weich, noch zu süss, einfach genau richtig.

Am Abend darauf bringt mein älterer Sohn eine riesige Tasche voller Nektarinen nach Hause. Die habe er von seiner Kollegin bekommen. Deren Mutter kennt einen Händler aus dem Bekaa-Tal. Da seine Geschäftsbeziehungen mit Syrien abgerissen sind, hockt er nun auf tonnenweise reifer Früchte. Diese Geschichte stimmte mich irgendwie nachdenklich. Halb Europa importiert Früchte "hors-sol" aus Spanien, die nur halb so viel Geschmack haben, und ein Land wie Libanon resp. seine noch so umtriebigen Händler können ihre Produkte nicht absetzen. Es ist auch nicht so, dass jemand hier Subventionen erhält, wenn ihm eine schlechte Ernte oder ein Krieg einen Strich durch die Rechnung macht. Ich habe auch keine Lösung bereit, aber würde mich am liebsten sofort in die Küche stellen und Obst einmachen. 

Beatrice Rieben - Life(Style), Confidence & Expat Coach