Interview-Serie #5 Soraya A. Dahan, Gründerin und Designerin von Bangles& Iris, Antelias

Die 14km Fahrt von Beirut bis Antelias dauert heute „nur“ 35 Minuten. Libanon, insbesondere Beirut und die Fahrt in und aus der Hauptstadt sind berüchtigt für Stau. Das Bijouterie-Geschäft „Bangles&Iris“ ist sehr schmucklos an der Bikfaya Strasse gelegen, Richtung Libanon-Berge, in einer sehr vorortsmässigen alles-schaut-gleich-aus Umgebung. Bis man den Laden betritt. Dann geht einem das Herz auf, denn die Juwelen sind sehr liebevoll präsentiert. Es gibt Kaffee, Getränke und Snacks in Fülle für den/die geschätzten Kunden/in. Ich habe Soraya, die dynamische Besitzerin des Geschäfts, an einem Workshop kennen gelernt, den sie zu „ihrem“ Thema über Diamanten gab. Damals lernte ich schon sehr viel über die 3 wichtigsten Aspekte des Diamanten, die da sind: Klarheit, Farbe und Schliff.

Soraya, wo bist Du geboren und aufgewachsen?
Ich bin in einem kleinen Dorf in Sierra Leone, West Afrika (Britische Kolonie) geboren. Ich habe zwei Schwestern und einen Bruder. In Afrika wohnten wir damals in einem zweistöckigen Haus - dem höchsten im ganzen Dorf - zusammen mit meinem Onkel und dessen Familie. Mein Vater war ursprünglich Lehrer im Süd-Libanon. Seine Schwester und deren Mann, die von Kaffeebohnen bis Baumwolle mit allem handelten, fragten ihn an, ob er in ihrem Geschäft mittun wolle.  Da entschied er sich, sein Glück zu versuchen in den Diamant-Minen des Busches, und der Rest ist Geschichte. Ich lebte in Afrika, bis ich 6 war. Weil das Schulsystem nicht gut war in Sierra Leone, wurde ich ins Internat in die Schweiz geschickt. Ab der ersten Klasse! Ich besuchte das Collège du Léman in Versoix. Danach ging ich mit meiner Familie nach Dubai, wo wir 5 Jahre verbrachten, bis wir nach Antwerpen zogen, den Ort, den ich als mein Zuhause bezeichne. Dort habe ich auch die Highschool abgeschlossen. Ich begann anschliessend mit meinem Studium der Kommunikation an der USC in Kalifornien, aber fand es zu gross dort, also kam ich zurück nach Europa ans American College in London, wo ich abschloss. Schliesslich ging ich zurück nach Antwerpen, um mit meinem Vater zu arbeiten, aber ein bisschen auch, weil mich sonst niemand anstellen wollte… Auf der Suche nach neuen Abenteuern, kündigte ich nach ein paar Jahren und kam zurück in den Libanon. Wo ich mit dem Hotel Management fremde Gefilde betrat. Meine Familie besass damals ein Gebäude, das wir renovieren liessen und in Serviced Apartments (möblierte Apartments mit Hotelservice) umwandelten. So lernte ich übrigens auch meinen späteren Ehemann kennen. Er arbeitet mit IT-Systemen für Hotels und Restaurants, und ich war anfangs seine Kundin, dann seine Mitarbeitende. Als wir heirateten, verliess ich meinen Job dort. Ich habe einen Sohn, der 12 Jahre alt ist.

Welches ist deine liebste Kindheitserinnerung?
Meine Kindheit war unvergesslich. Die Schweiz war grossartig. Weisst Du, ich bin alle 5 Jahre umgezogen, und deshalb picke ich mir die besten Erinnerungen von all den wunderbaren Orten, an denen ich gelebt habe, aus. Während meiner Zeit in Los Angeles, war zum Beispiel Macy Gray mein Zimmergspändli. Und in London, da waren die Zeiten wild und verrückt. Ich erinnere mich an eine lustige Anekdote aus Afrika, da war meine Cousine ungefähr 11 und ich zwischen 3 und 4 Jahre alt. Sie stahl das Auto ihrer Eltern und fuhr es, mit mir auf dem Schoss, die es steuerte. Natürlich fuhren wir direkt in einen Graben. Wir putzten uns dürftig mit unseren Kleidern, aber vergassen wie verschmutzt wir selber ausschauten… so viele tolle Erinnerungen von überall. 

Welche Wünsche haben sich in deinem Leben erfüllt?
Ich nehme das Leben so wie es kommt und bin ziemlich zufrieden damit. Ich bin glücklich verheiratet und habe einen wunderbaren Sohn, und lache lieber als dass ich weine. Wenn ich um mich blicke, sehe ich Menschen, die haben so viel Reichtum und trotzdem zu viele Sorgen in ihrem Leben. Auf der anderen Seite gibt es diejenigen, die zu wenig haben und für die der tägliche Alltag ein Krampf ist. Ich bin in der Mitte davon. Ich habe genug, um es "gäbig zu haben": nicht zu viel um die Wirklichkeit zu verlieren und nicht zu wenig um mich zu sehr zu sorgen. Nachdem ich mit vielen grossartigen Juwelieren gearbeitet habe, bin ich nun sehr zufrieden damit, meine eigene kleine Bijouterie zu haben,  die ich vor einem Jahr eröffnet habe.  

Welches Wort auf arabisch sollte ich kennen, und was heisst es?
“A’salamu aleikum” oder, “salam” ooder irgendeine Version von “Frieden”. Es dünkt mich, dass eine Begrüssung, die sich wortwörtlich mit „Frieden“ übersetzt, sehr cool ist und umso passender an einem Ort wie im Libanon, wo politische Instabilität unser täglicher Begleiter ist.   

Nachdem Soraya mir ihre Bijouterie gezeigt und ihre Designs erklärt hat, führen wir das richtige Interview woanders durch, nämlich in einem italienischen Restaurant in „Le Village“ in einem typischen Restaurant-Komplex in Dbayeh, etwas ausserhalb von Beirut. Wir reden und lachen viel zusammen und sind auf der gleichen Wellenlänge. Wir philosophieren über das Leben, darüber, wie schwierig es ist, seine Kinder aufzuziehen, besonders hier, ohne sie zu stark zu verwöhnen. Am Schluss will Soraya unbedingt die Rechnung übernehmen. Dies wiederum ist eine typische Geste für Libanesinnen - immer sehr grosszügig, selbst wenn sie grad etwas für Dich getan haben. 

The 14 km drive from Beirut to Antelias „only“ takes me 35 minutes today. Lebanon, especially Beirut and the drive in and out of the city is notorious for its heavy traffic. The store “Bangles & Iris” is situated unpretentiously along Bikfaya Road, towards the Liban-mountains, in suburban everything-looks-the-same surroundings. Until you enter the Bangles & Iris store. That’s when your heart opens up. The jewelry is presented delicately and with much love. There is coffee, drinks and snacks in abundance for the customer. I have got to know Soraya, the dynamic designer and owner of the store a while back when she gave a diamond workshop. Back then I already learnt a lot about clarity, color and cut. Today I hear something new: Generic. Very much like in the pharmaceutical world, the term means a copy of a piece of jewelry. Then there is another word: organic ring. Soraya created that expression because her rings can be worn in many possible ways, one ring or many together to create different styles. Since they are sometimes bi-color, you always get a different picture. From the special pieces the designer only creates 3 of the same piece, because she wants her client to have something unique but also she likes to keep discovering new things. I try on lots of beautiful things. Soraya tells me but as opposed to the fashion industry the “fashion” in jewelry should be timeless.

Soraya, where were you born and raised?
I was born in a small village in Sierra Leone, West Africa (British Colony) I have 2 sisters and a brother. In Africa, we used to live in a 2 floor building - which was the highest in the village - together with my uncle and his family. My dad used to be a teacher in Southern Lebanon and was asked by his sister and husband who traded everything from coffee beans to cotton to join him.  There he decided to try his luck in the bushes mining for diamonds, and the rest is history. I lived in Africa until I was six, since the education system was not good in Sierra Leone, I was sent to Boarding School in Switzerland from 1 Grade onwards!  I joined the College du Léman in Versoix. After that I left with the family for Dubai where we lived for the next 5 years, until we moved to Antwerp, the place I call home. This is also where I finished High School. I started studying communications at USC in California, but found it too big so returned to the American College in London. I went back to Antwerp to work for my father, partly because no one else would hire me… Needing new adventure I quit and came back to Lebanon. And turned towards hotel management. My family owned a building that we renovated and converted into serviced apartments. This is how I met my husband: he works in IT-systems for restaurants and hotels and I was first his client, then his employee. When we got married I stopped working for him. I have a son, … 12 years old. 

What’s your favorite childhood memory?
My childhood was tremendous. Switzerland was great. You know I have moved every 5 years, so I pick out my favourite memories from all these lovely places I have lived in. During my time in Los Angeles, Macy Gray was my roommate for instance. And in London, times were wild and crazy. I also remember one episode in Africa when my cousin who must have been 11 at the time stole the car of her parents and drove it, letting me steer on her lap. I must have been around 3-4. Of course we drove straight into a ditch. We sort of cleaned the car with our clothes but forgot how dirty we looked ourselves… so many great memories from everywhere. 

Which wishes in your life came true?
I take life as it comes. I am pretty happy with the life I have. I am happily married with a wonderful son, and tend to laugh more than I cry. When I look around me, there are people who have too much wealth, and have too many issues in their lives. On the other hand the other hand there are people with too little who are struggling to make ends meet. So I am in the middle: I have enough to be comfortable: not too much to lose reality and not too little to worry too much. Having worked with many tremendous jewelers and I am now very happy with my little jewelry business that I have created a year ago.

Which word in Arabic do I have to learn and what does it mean?
“A’salamu aleikum” or, “salam” or any version of this, “peace”. I think a greeting that literally translates into “peace” is very cool and even more suitable for a place like Lebanon where political instability is an everyday companion.

After showing me around in her lovely jewelry store and explaining how she designs her pieces, we took the actual interview about her person outside, to an Italian restaurant in “Le Village”, a typical restaurant complex in Dbayeh, a little outside of Beirut. We talked and laughed a lot and are definitely on the same page. We philosophize about life, about how difficult it is to bring up kids, especially in Lebanon without spoiling them too much. In the end Soraya wants to invite me for lunch, and that is very classic for Lebanese people - very generous, even while they are already doing something for you.


Beatrice Rieben - Life(Style), Confidence & Expat Coach