Interview-Serie #4 mit Rania Tueni-Gebara, Gründerin und Direktorin von Boho-Shoes
Meine Interview-Partnerin heute morgen ist Rania Tueni-Gebara von Boho-Shoes; sie ist auch ein Mitglied von Lebelik. Von diesem Netzwerk für libanesische Designer hatte mir anlässlich meines ersten Interviews bereits Sarah Beydoun erzählt. Vor Monaten sah ich ausserdem auf einer Facebook Gruppe für Expats diese coolen Sneakers in silber mit arabischem Schriftzug drauf („chidni ah Beirut“*). Etwas später sah ich die gleichen Schuhe in einem Schaufenster wieder. Die Strässchen in Beirut sind manchmal so verwinkelt und verwirrend, dass ich den Laden leider nicht mehr fand, bis vor 2 Wochen, als ich per Zufall davor stand. Ich sprach also mit der Ladenbesitzerin und gelangte dann durch sie an Rania. Das Geschäft green&glam ist das einzige, in dem die Boho-Shoes erhältlich sind. Sonst muss man, resp. Frau sie online bestellen. Die Geschichte von Boho-Shoes ist eine romantische: Als Rania ihre Traumhochzeit an Italiens Amalfi-Küste organisierte, fiel ihr auf, dass ihre Gäste 200 Stufen erklimmen mussten, um von der kirchlichen Zeremonie zur Party-Location oben auf der Klippe zu gelangen. Libanesinnen tragen sehr gerne High-Heels…Was tun? Sie verteilte also 150 Paar bequeme Leder-Ballerinas, die sie vorgängig und klammheimlich designt hatte und im Libanon produzieren liess. Die Damen waren sehr zufrieden und tanzten durch die Nacht, ohne Blasen zu bekommen. Aber nachdem der Sommer vorbei war, wollten sie mehr von Ranias Schuhen. So wurde Boho-Shoes vor 7 Jahren geboren. Die Designerin arbeitet in ihrem Atelier in Beirut und produziert ebenfalls im Libanon. Seit Beginn ihrer Selbständigkeit arbeitet sie mit dem selben Produktionsteam in Sin el Fil (Vorort von Beirut). Alle Schuhe sind aus Leder, das Rania aus Italien importiert.
Rania, wo bist Du geboren und aufgewachsen?
Ich bin in Beirut, in eine der ältesten libanesischen Familien geboren, und bin auch hier aufgewachsen. Zusammen mit meiner älteren Schwester, die nun für Radio MIX in Beirut arbeitet. Ich besuchte das College Notre Dame de Jamhour. Meinen Abschluss in Oekonomie machte ich an der Universität St. Joseph in Beirut und meinen Master in Hotel Management und Luxus Marketing in Paris. Ich lebte und arbeitete während 7 Jahren in Paris im Marketing für das Hotel de Crillon und Park-Hyatt Paris-Vendome. Für meine Arbeit reiste ich oft nach Italien, so entstand meine Leidenschaft für dieses Land. Ich lernte auch italienisch und wünschte mir immer, dort zu heiraten. Es zog mich irgendwann nach Beirut zurück, zu meinen Eltern, die älter werden. Insbesondere vermisste ich aber das Meer, den Geruch von Salz und Meer in Raouché (Quartier in Beirut). Ich vermisste die Kirchenglocken, aber auch den Ruf des Muezzins. Und natürlich das Beiruter Nachtleben mit all seinen Partys. Ich war immer glücklich, wenn ich hier war, also kam ich zurück und nahm einen Job an bei Boghossian, einem Juwelier der Luxusklasse in Genf. Die Firma musste schliesslich ihre Pforten in Beirut schliessen, als im 2006 der Krieg erneut ausbrach.
Ich bin 39 Jahre alt, verheiratet und habe einen vierjährigen Sohn, Enzo. Zur Familie gehört ebenfalls ein Hund, ein Deutscher Spitz. Wir wohnen im Quartier Ashrafié. In meiner Freizeit gehe ich gerne aus und spiele Tennis. Ziemlich gut sogar. Meistens spiele ich gegen Männer und gewinne gegen diese. Wir haben eine Wohnung in den Bergen, in Faraya. Da fahren wir im Winter übers Wochenende gerne zum Skifahren hin. Ein weiteres Hobby von mir ist das Reisen. Ich liebe es. Wann immer möglich, verreisen wir vier Mal im Jahr. Ich komme grad zurück von Ferien auf den Philippinen und in Hongkong. Auch besuche ich regelmässig Paris und Italien.
Welches ist deine liebste Kindheitserinnerung?
Während des Krieges flohen wir nach Zypern. Andere befreundete Familien waren in der selben Situation wie wir und ebenfalls auf Zypern. Ich war damals ein Teenager, und traf mich oft mit meinen Freundinnen und Freunden in den Kaffees und Bars. Wir erzählten unseren Eltern jeweils, dass wir uns voneinander verabschieden mussten, weil jemand wieder zurück in die Heimat ging. Aber natürlich war das eine Entschuldigung, so viele Leute reisten gar nicht ständig ab. Es war für mich eine gute und unbeschwerte Zeit. Natürlich waren wir traurig darüber, was in unserer Heimat passierte. Trotzdem waren wir eben jung und unbelastet. Danach schrieben mich meine Eltern in einer französischen Schule in Nizza ein. Dort fühlte ich mich sofort daheim und schloss in kurzer Zeit Freundschaft mit anderen jungen Leuten. Ich mochte das Leben an der Küste sehr.
Welche Wünsche in deinem Leben haben sich erfüllt? Und von welchen träumst du?
Ich habe meine Leidenschaft mit Boho-Shoes umgesetzt. Ich bin wirklich glücklich, dass meine Kundinnen meine Schuhe mögen. Und meinTraum war es immer, eines Tages meine eigene Marke zu haben und kreativ zu sein. Auf privater Ebene, hätte ich gerne ein zweites Kind.
Welches Wort auf Arabisch muss ich unbedingt lernen, und was heisst es?
„Ana mapsuta chun bi Lubnan.“ (für die weibliche Form) - Ich bin glücklich, im Libanon zu sein.
Auch dieses Interview dauerte ein bisschen länger als geplant, weil wir ins Plaudern kamen. Wir fanden heraus, dass wir zur gleichen Zeit in Paris arbeiteten und tauschten ein paar schöne Erinnerungen an diese Zeit aus, zum Beispiel als Frankreich im 1998 den „Coup du monde“ gewann oder in welche Clubs wir damals gingen. Rania wohnt 2 Fussminuten von mir entfernt, und wir werden uns sicher irgendwann auf einem Hundespaziergang über den Weg laufen.
Natürlich kaufe ich die Sneakers am Schluss, das war der Plan, und ich hoffe, dass sie mich immer „*nach Beirut bringen“.
My interview partner today is Rania Tueni-Gebara; she is also e member of lebelik, a network for Lebanese designers, that got my attention ever since my first interview with Sarah from Sarah’s bag. Rania had these great sneakers in silver with Arabic writing on them („chidni ahh Beirut“*) that I saw advertised on a Facebook page for Expats in Beirut and then a little later in a shop window again. Unfortunately I did not find said shop again until recently, since those little streets in Beirut can be a little confusing. When I found it again I talked to the shop owner and then got to Rania for an interview appointment. The shop green&glam is the only shop where Boho-shoes are available. Otherwise you can order them online. The story behind Boho Shoes is the following. When Rania was organizing her dream-wedding on the Amalfi Coast in Italy, she realized that her Lebanese guests would have to climb 200 steps of cobble stone from the Church where the ceremony took place to the party venue on the cliff, in high heels. So she distributed 150 pairs of comfy leather flats that she had clandestinely designed and produced in Lebanon before the wedding. Not only did the lady guests dance happily and blister-free through the night, but asked for more when the summer ended. That’s how Boho-Shoes was born 7 years ago. The designer has a workshop in Beirut and produces in Lebanon also. Ever since she started her own business, Rania has been using the same production team in Sin el Fil (suburb). All her shoes are made of leather that Rania imports from Italy.
Rania, where have you been born and raised?
I was born in Beirut from one of the oldest Lebanese families and grew up here too. I have an older sister who works for Radio MIX in Beirut. I went to College Notre Dame de Jamhour. I got my Business degree from Université de St Joseph in Beirut and my Master in Paris in Hotel Management and Luxury Marketing. I lived and worked in Paris for 7 years, where I was a Marketing professional for Hotel de Crillon and Park-Hyatt Paris-Vendome. My work often took me to Italy, that’s how I developed my passion for Italy, my dream was always to get married there. I also longed to come back to Beirut, not only for my parents who were getting older; but I particularly missed the sea, that smell of salt and sea in Raouché… I missed the Church bells as well as the calls of the Muezzin and of course the Beirut nightlife with its many parties. I was always happy when I was in Lebanon, so I came back and got a job with Boghossian, a High-End Jeweller in Geneva. The company eventually shut down their office in Beirut due to the war in 2006.
I am married and have a son, Enzo (4). Our German Spitz belongs to the family as well. We live in Achrafié. In my spare time I like to go out and I also play tennis, mostly against men, whom I beat regularly. We have a place in Faraya in the mountains, where we stay in winter time for the week-ends to ski. I also love to travel. If possible, we travel 4 times a year. I just come back from Philippines and Hongkong. I like to go back to Paris and Italy regularly.
What’s your favorite childhood memory?
During the war we escaped to Cyprus. I was a teenager at the time, and there were other families in Cyprus who were in the same situation as we were. My friends and I used to spend a lot of time hanging out in coffee shops.. We met up and - as an excuse - told our parents every time that we had to say good-bye to so and so, even though not everybody was constantly leaving… it was a good and careless time for me. Of course we were sad about what was going on in our country, but we were also young and carefree. After that, my parents put me in a French school in Nice which I loved. I met new friends easily and liked it a lot on the coast.
Which wishes in your life came true?
I have realized my passion with Boho-Shoes and I am just really happy that my clients like my shoes. And that I am owning my own brand and can be creative. On a private note, I would love to have a second child.
Which word in Arabic do I have to learn and what does it mean?
"Ana mapsuta chun bi Lubnan (for girls to say)" - I am happy to be in Lebanon.
Again this interview takes up a little longer than planned because we got talking. We found out that we used to live in Paris at the same time and share some fond memories of the French winning the Coup du Monde or the clubs we both went to. Rania lives 2 minutes from me and it’s a matter of time until we meet on our dog walk. Of course I end up buying the sneakers and I hope that they will always „*bring me to Beirut“.