ein neues Hobby?
Heute habe ich einiges vor: einerseits will ich bei „exotica“ definitiv die Pflanzen auslesen und zwar in der „richtigen“ Ausstellung. Das, was ich im Beiruter Showroom sah, sei nur ein „échantillon“ - ein Müsterchen, meinte mein Gartenberater. Wir fahren nordwärts Richtung Byblos, etwas ausserhalb der Stadt. Tatsächlich ist das Gelände so gross, dass wir uns im Garten mit Golf-Cart fortbewegen. 2 Stunden später, der Mann und ich reden ein wenig aneinander vorbei, habe ich seinen ursprünglichen Plan mit viel Grün in der Mitte des Balkons als Sichtschutz über den Haufen geworfen. Ich finds langweilig, wenn ich schon so viele andere Pflanzen zur Verfügung habe, die ich daheim nicht habe. Also kommt dort etwas Farbiges hin, nämlich u.a. eine Bougainvillea; und ein Zitronenbaum, ein Olivenbäumchen auch, und die Strelizien, eine meiner Lieblingsblumen habe ich auch erzwängt. Jetzt sollte es nur noch klappen mit den Terracotta-Töpfen. Im Laden pries der junge Mann damals die Töpfe aus Plastik an und zog sie bezüglich Qualität und Aussehen derjenigen aus Terracotta vor. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Leider gibt es auch hier nur Plastiktöpfe. Ich werde mich schlau machen, ob ich sie woanders auftreiben kann, schliesslich kosten die Töpfe so viel wie die Pflanzen selbst! Und sollten doch auch Freude machen.
Ich bin schon in der Mitte des Tages erschöpft, aber es geht noch weiter. Mir schwebt ein Teppichgeschäft vor, das ich besuchen will. Drei Wochen hier, und noch keinen Fuss in eines gesetzt, das geht gar nicht. Also gehen wir zu Ali Maktabi & Sons. Eine iranische Familie, die seit Jahrzehnten in Beirut mit Teppichen handelt. Es gibt noch Iwan Maktabi, der wohl aus dem selben Clan stammt, aber einen anderen Standort hat und einen chiceren Web-Auftritt. Aber zurück zu Ali und seinem Geschäft.
Die Vorstellung, die mir hier geboten wird, ist grandios. Ich bin alleine im Geschäft, 5 Männer sind auf standby und springen auf, als ich den Laden betrete. Sie holen sofort und ungefragt den Chef, der grad am Essen ist. Dann breiten die Männer minutenlang Teppiche vor mir aus, es ist fast peinlich. Angefeuert werden sie dabei von ihrem Chef, welcher wiederum auch gerne mich herumbefiehlt. „Take a picture from here, now from this side“… Er zeigt mir Teppiche aus Iran, Pakistan, Aserbeidschan, Armenien und Russland. Die iranischen Teppiche gefallen mir am besten. Und die teuersten, obviously. Ab und zu entfährt mir ein „wow“, und ich streiche immer wieder ehrfürchtig über diese Kunstwerke. Manche sind richtig alt, andere neu. An den kostbaren Seidenteppichen wird 5 Jahre lang gearbeitet, zum Teil nach uralten Vorlagen. Ich bin beeindruckt und begeistert. Es dünkt mich, ich habe ein neues Hobby gefunden, in das ich mich weiter vertiefen will…