Be a little French – 5 Lektionen, die ich in meiner Paris-Zeit gelernt habe
Nicht nur stilmässig hole ich mir gerne mal Inspiration bei den Französinnen. Auch sonst im Leben sind mir unsere westlichen Nachbarinnen ein Vorbild für vieles.
1. Try the French Lifestyle
Stundenlange Geschäftstermine mit mehreren Gängen und noch mehr Rotwein am Mittag gehören selbst in Frankreich der Vergangenheit an, aber Essen und Trinken hat nach wie vor einen hohen Stellenwert in der „Grande Nation“. In Frankreich geht man am Mittag ins Restaurant und nimmt sich Zeit für eine richtige Mahlzeit. Ein Sandwich vor dem Laptop tuts einfach nicht und ist ein No-Go. Die Französin zeigt sich scheinbar unbeeindruckt von Ernährungs- und Diättrends wie Veganismus, Intervall-Fasten etc. Trotzdem bleibt sie fit und schlank. Warum? Ich denke, sie hat eine gesunde Einstellung zum Essen. Ausserdem erledigt sie vieles zu Fuss, die Pariserin sicherlich („métro, boulot, dodo“). Ihr Kind isst bereits als Baby in der Kita das gleiche wie die Erwachsenen, am Anfang eben püriert (s. auch das Buch „French kids don’t throw food“) – es sitzt am gleichen Tisch wie die Eltern. Und hier sind wir beim springenden Punkt (and you may not like this): Die Kinder sind in Frankreich die natürliche Ergänzung der Familie, nicht deren Mittelpunkt, was mich zum nächsten Gedanken bringt:
2. Be a woman first
Die Französin fühlt sich zuerst als Frau und wird auch als Frau wahrgenommen, bevor sie Ehefrau oder Mutter ist. Die Französin wird bis ins Alter dafür verehrt (zum Beispiel Catherine Deneuve). In Frankreich wird frau bis Mitte 40 mit „Mademoiselle“ angesprochen. Daran stört sich niemand, nicht einmal ich; ganz im Gegenteil: es tat echly weh, als ich zum ersten Mal „Madame“ war…
3. The „Je ne sais quoi“- Lesson
Was mir am French Style gefällt ist, dass er immer aussieht, wie zufällig zusammen geworfen, nie kuratiert. Die Französin scheint sich nicht mit dem Gedanken aufzuhalten, was sie denn heute anzieht. Sie hat Make-up aufgetragen, so dezent, dass es nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist. Aber sie trägt welches. Von all dem sollte man sich nicht in die Irre führen lassen; die Französin ist sich bewusst, wie sie aus dem Haus geht und wirken will. Es ist vielmehr diese unbeschreibliche Art, die die Französin umgibt, dieses „gewisse Etwas“ eben.
4. Don’t be a Fashion Victim
Die Französin schert sich einen Deut um Modetrends und ist sich ihre eigene Stylistin. Denn sie weiss was ihr steht. Sie mag keine Labels um des Labels willen, sondern kombiniert gekonnt eine Vintage-Designertasche zu einem Kaschmir-Pulli. Die Französin spielt mit dem Stilbruch: eine Perlenkette sieht alleweil cooler aus zur Lederjacke statt zum eleganten Deux-Pièces, das wäre ihr zu offensichtlich. Die Französin setzt auf modisches Understatement, und ihr Verhältnis zur Mode ist verspielt und nonchalant, genau so wie sie es selbst ist.
5. The Coco Chanel Lesson
Gabrielle (Coco) Chanel ist die Ur-Französin schlechthin. Sie war nicht nur eine begnadete Designerin und Visionärin, nein: sie erfand einen völlig neuen modernen Look, eine einfache Garderobe mit dezenten und schlichten Linien, die die Bewegungen der Frauen nicht mehr einschränkte. Zeitlebens liess sich Coco Chanel nichts vorschreiben, schon gar nicht von Männern. Sie blieb frei und unabhängig, sowohl privat wie auch als Geschäftsfrau. Coco Chanel inspirierte die Modewelt wie kaum eine andere und wird von Designern immer wieder neu interpretiert. Sie bleibt bis heute ein Inbegriff von Eleganz und Stilbewusstsein.„La mode se démode, le style jamais“ (Coco Chanel)