„Stilvoll & Selbstbewusst: Wie die richtige Kleiderwahl dein Selbstvertrauen stärkt“

Bei einer Stadtführung durch ein Wohnviertel in Jerusalem beeindruckte mich unsere Reiseleiterin mit ihrem unglaublichen Wissen über die Geschichte von Stadt, Land und Leute. Leider nicht mit ihrem Stilauftritt. Klar sollte es bequem sein auf einer 3stündigen Tour zu Fuss, klar steht ihre Kompetenz als Historikerin im Vordergrund, und klar gibt es Wichtigeres als das Äussere, aber: es war gut ersichtlich, dass sich Esther (wie wir sie hier nennen) nicht wohl fühlte in ihrer ausgeleierten Trainerhose und dem viel zu grossen Hoodie; sie zupfte dauernd an beidem herum. Schade, denn mit einem kompetenten Stilauftritt hätte Esther noch viel mehr überzeugen können, und es hätte ein rundes professionelles Bild abgegeben.

Wer sich in einem öffentlichen Tätigkeitsfeld wieder findet, muss umso mehr damit rechnen, sehr lange angeschaut und beurteilt zu werden. Man hat ja Zeit dafür, während man den Ausführungen aufmerksam zuhört.

Was könnte jemand wie Esther nun tun, um sich künftig in ihrer ersten und zweiten Haut wohl zu fühlen und einen ganzheitlich kompetenten Auftritt hinzulegen. Hier sind ein paar Ideen:

1. Persönlichen Stil suchen (und finden!)

Inspiration suchen: Modehefte, Blogs, Instagram-Accounts oder Pinterest helfen dir herauszufinden, welche Looks dir gefallen. Achte darauf, welche Farben, Schnitte und Materialien dich ansprechen.

Moodboard erstellen: Sammle Fotos von Outfits, die dir gefallen, und schau, ob du Gemeinsamkeiten findest (z. B. kreativ, natürlich, dramatisch, klassisch, romantisch).
Beliebte Apps für Moodboards sind Pinterest, Evernote, Canva

Im Falle von Esther kann ich mir nicht vorstellen, dass sie unnötig Zeit mit diesem Thema verbringen möchte oder gar ein Moodboard erstellen will. Vielleicht setzt sie sich in ein Kaffee und schaut sich die Menschen an, wie sie sich präsentieren oder schaut sich Tipps ab, wie andere Guides öffentlich auftreten. Da ist bestimmt etwas dabei, was Esther gefällt und womit sie beginnen kann.

2. Körpertyp kennen lernen und verstehen

Proportionen verstehen: Wähle Kleidung, die deine besten Merkmale betont. Achte darauf, welche Schnitte, Linien, Materialien zu deinem Körpertyp passen. Zu den 5 verschiedenen Figurtypen findest du in meinem Blog Beispiele.

Passform ist alles: Kleidung, die gut sitzt, gibt dir automatisch ein selbstsicheres Gefühl.


3. Setze auf Basics mit Qualität

Investiere in gut sitzende Basics: z.B. ein weißes Hemd, das perfekt gebügelt ist; eine dunkle Jeans mit einer schmeichelhaften Passform; ein Kaschmirpullover, der sowohl zu Jeans als auch zu eleganter Kleidung passt, ein vielseitig kombinierbarer Mantel, etc.

In Esthers Beispiel: Dunkle Jeans, weisses Shirt oder eine lässige (!) Trainerhose mit coolem Top und Jeans-Jacke ist völlig ok.

4. Farben und Muster gezielt einsetzen

Farbpsychologie: werde dir bewusst, wie Farben auf dich und andere Menschen wirken: Rot signalisiert Selbstbewusstsein und Power, aber auch Aggression, Blau wirkt kompetent und vertrauenswürdig, aber auch langweilig; Schwarz steht für Eleganz und Autorität, aber auch für distanziert oder dramatisch, etc.

Dein persönlicher Farbtyp: Finde heraus, ob warme oder kalte Farben besser zu deinem Teint passen. Hier gibt es Anhaltspunkte für eine kleine Selbstanalyse.

Akzente setzen: Wenn du dich unsicher fühlst, beginne mit dezenten Mustern oder einem farbigen Accessoire (z. B. Schal, Tasche).

5. Haltung zeigen

Aufrechte Haltung: Im Leben Haltung zu zeigen, ist derzeit mehr denn je angesagt. Nebst einer aufrechten Haltung, versteht sich. Selbst die beste Kleidung wirkt weniger, wenn du wie eine Banane im Raum stehst.

Selbstbewusst auftreten: Schenke dir ein Lächeln, es macht jedes Outfit noch stärker.

6. Praxis macht die Meisterin (dranneblibe, dranneblibe, dranneblibe!)

Nimm dir Zeit, verschiedene Outfits auszuprobieren und schaue, in welchem du dich am wohlsten fühlst.

Fotografiere deine Outfits, um eine Sammlung von Looks zu erstellen, die dir gefallen und zu dir passen. Es war nie einfacher als heute, diese Looks bildlich festzuhalten.

Alles was man neu lernt, erfordert Zeit und Übung. Gilt für ein neues Hobby genauso wie für einen neuen Arbeitsablauf oder eben um seinen Stil zu finden. Weitere Tipps um stilsicher zu werden. Auf meinem Pinterest-Account habe ich unter Casual Style ein paar gute Beispiele gepinnt, wie ein Look von Esther aussehen könnte.

Das Foulard wertet den legeren Look auf

Falls du auch mit diesen Tipps nicht weiterkommst, was zu dir und deinem Typ passt, suche am besten professionelle Hilfe und kontaktiere mich oder eine Berufskollegin.

Dass Kleidung einen starken Einfluss auf Psyche, Wahrnehmung und zwischenmenschliche Interaktionen hat, ist kein Humbug sondern wissenschaftlich mehrfach bewiesen. Hier sind einige Fakten und Erkenntnisse, with a little help of Chat GPT:

1. Enclothed Cognition: Wie Kleidung unser Verhalten beeinflusst

Der Begriff Enclothed Cognition (ein Wortspiel aus enclosed+clothes sowie Informationsverarbeitung) beschreibt die psychologischen Auswirkungen, die Kleidung auf die Träger:innen hat. Studien zeigen, dass die Kleidung unsere Denkweise, unser Verhalten und unsere Leistung beeinflusst. Gemäss einer Studie von Adam & Galinsky, 2012 schnitten Menschen, die einen weissen Arztkittel trugen, bei kognitiven Tests besser ab, weil sie selber den Kittel mit Intelligenz und Präzision in Verbindung brachten. Die ProbandInnen, die hingegen den Kittel als Maleruniform ausgehändigt bekamen, profitierten nicht vom gleichen Aufmerksamkeitsschub. (stangl.eu)
Fazit: Die Bedeutung, die wir einem Kleidungsstück zuschreiben, kann unser Verhalten und die eigene Kompetenzwahrnehmung beeinflussen, sei es positiv oder negativ.

pixabay

2. Einfluss auf Selbstbewusstsein

Kleidung, die als angenehm, passend und stilvoll empfunden wird, kann das Selbstvertrauen deutlich steigern.

Menschen fühlten sich selbstbewusster und kompetenter, wenn sie Kleidung trugen, die sie als professionell und attraktiv empfanden. Die Studie von Peluchette & Karl 2007 untersuchte die Vorlieben von Mitarbeitenden anhand verschiedener Kleidungsstile am Arbeitsplatz und wie sich dies auf ihre Selbstwahrnehmung auswirkt. Die Befragten fühlten sich am vertrauenswürdigsten und kompetentesten, wenn sie formelle Geschäftskleidung trugen, und am freundlichsten, wenn sie eher legere oder Business Casual Kleidung trugen. Es entstand eine deutliche Wechselwirkung zwischen Kleidungspräferenz und Art der getragenen Kleidung darauf, wie die eigene Produktivität, Vertrauenswürdigkeit, Kreativität und Freundlichkeit wahrgenommen wurde.

Bild: pixabay

3. Erster Eindruck: Kleidung beeinflusst Wahrnehmung

Wir bilden uns innerhalb von Sekunden einen ersten Eindruck von anderen, oft basierend auf deren Kleidung.

Studie (Frank & Gilovich, 1988): Menschen in dunkler Kleidung wurden als autoritärer und kompetenter, aber auch aggressiver wahrgenommen.

Studie (Forsythe, 1990): Professionelle Kleidung (z. B. Anzug) vermittelt Kompetenz, Vertrauenswürdigkeit und Intelligenz. . Bei dieser Studie war die Maskulinität der Kleidung ein signifikanter Faktor bei der Vorhersage der Wahrnehmung aller untersuchten Managementeigenschaften. Die BewerberInnen wurden als energischer, aggressiver usw. wahrgenommen, wenn sie maskuline Kleidung trugen

Fazit: Deine Kleidung kann beeinflussen, wie dich andere wahrnehmen – beruflich und privat.

4. Kleidung und beruflicher Erfolg

Die richtige Kleidung kann Karrieren positiv beeinflussen.

Studie (Damhorst, 1990): Gut gekleidete BewerberInnen wurden häufiger eingestellt und erhielten bessere Bewertungen. Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass sich Menschen einen ersten Eindruck aufgrund ihrer moralischen Neigungen, ihrer wirtschaftlichen Situation, ihrer Gesundheit, ihrer modischen Vorstellungen und vielem mehr machen. Ein gepflegtes Erscheinungsbild signalisiert in jedem Fall Professionalität und Engagement.

Tipp: Investiere in hochwertige Basics, die in deinem beruflichen Umfeld passend sind.

Casual, yet chic

auch eine bequeme Leinenhose kann etwas hermachen, wenn richtig kombiniert

5. Komfort und psychisches Wohlbefinden

Bequeme Kleidung fördert das Wohlbefinden und reduziert Stress. 
Studie (Kwon, 1994): Menschen, die Kleidung trugen, die sie als passend und bequem empfanden, berichteten von höherem psychischen Wohlbefinden.

Tipp: Achte darauf, dass deine Kleidung nicht nur optisch überzeugt, sondern sich auch gut anfühlt.

6. Kleidung als soziale Kommunikation

Kleidung vermittelt nonverbale Botschaften über Persönlichkeit, Status und Absichten. 
Studie (Howlett et al., 2013): Menschen in teurer oder markanter Kleidung wurden als erfolgreicher und einflussreicher wahrgenommen.
Kleidung kann Zugehörigkeit signalisieren, z. B. zu einem Beruf, einer Kultur oder einer Subkultur


7. Der Halo-Effekt

Gut gekleidete Menschen profitieren vom Halo-Effekt, bei dem positive Eigenschaften wie Intelligenz oder Kompetenz auf Basis des Aussehens angenommen werden.
Studie (Thorndike, 1920): Attraktives Äußeres beeinflusst, wie andere deine Fähigkeiten und Persönlichkeit bewerten. Während des Ersten Weltkriegs untersuchte Thorndike, wie Vorgesetzte ihre Untergebenen beurteilen. Für seine Studie bat er Offiziere, ihre Soldaten nach bestimmten Gesichtspunkten zu bewerten: Intelligenz, Kondition, Führungsqualitäten, Charakter usw. Während einige „Supersoldaten“ in fast allen Bereichen hervorragende Noten erhielten, blieben andere in so gut wie allen Bereichen unter dem Durchschnitt. Anscheinend trauten die Offiziere einem Soldaten mit hübschem Gesicht und guter Körperhaltung automatisch zu, dass er zielgenau schiessen, seine Schuhe blitzblank putzen und sogar Harmonika spielen konnte...
Tipp: Achte darauf, immer gepflegt und gut gekleidet aufzutreten, besonders bei wichtigen Anlässen.

Zusammenfassend zeigt die Forschung, dass Kleidung weit mehr ist als nur ein Schutz vor Kälte und eine zweite Haut– sie beeinflusst, wie du dich selbst fühlst, wie andere dich wahrnehmen und wie erfolgreich du in verschiedenen Lebensbereichen bist. Nutze dieses Wissen, um bewusst Entscheidungen zu treffen, die dich selbstbewusster machen!

Beatrice Rieben - Life(Style), Confidence & Expat Coach