Safari in Kenya
Via Istanbul und einem seeehr langen Aufenthalt in der Lounge von Ataturk, bei dem wir uns durch alle Menus durchgegessen haben, kommen wir am nächsten Morgen früh in Nairobi ab. Unser Fahrer für die nächsten 6 Tage, Richard holt uns mit (afrikanischer?) Verspätung ab und fährt uns in unser erstes Camp Richtung Norden, die Sopa Lodge in Park Samburu. Für den ersten Tag haben wir nach dem 7stündigen Transfer schon genug gesehen und erlebt. So dass wir auf eine weitere Safari verzichten. Jetzt haben wir erst mal Hunger, und möchten dann ein richtiges Bett von nahem sehen. Wie sich in den nächsten Tagen zeigen wird, sind dies die 4 Dinge, die unsere Familie bewegen werden: die Natur und Tiere, wann gibt es die nächste Mahlzeit, wie lange dauert die Fahrt? Bonus: Gibt es Internet?
Camp Samburu Supa Lodge
Ist wirklich völlig in der Pampa gelegen, ohne Strom und schaltet erst am Abend um 18h30 den Generator ein, und das bis 22h00, dann gilt Lichterlöschen. Es begleitet einen jeweils ein Guard bis zu seinem Bungalow-Zimmer. Bewaffnet ist er zwar nicht, aber trotzdem, vielleicht kennen ihn die wilden Tiere. Die Zimmer sind eher älter, aber noch gut in Schuss und mit dem notwendigsten eingerichtet. Und das wichtigste: blitzsauber. Das Essen ist ein Mix von indischem und europäischem Food. Heute beginnen wir auch mit der Malaria-Prophylaxe, einen Tag zu spät, aber wir wollten keine Nebenwirkungen auf dem Flug riskieren.
Gut ausgeruht geht es am nächsten Tag in aller Herrgottsfrühe los, also um 7 Uhr. Wir sehen: Zebras, Antilopen, Elefanten, Löwen, Oryx, kleine Rehe, Impalas, Giraffen, Affen, Strausse, Vögel aller Arten, es ist wie in am Anfang in Life of Pi, also eine Filmkulisse, die an uns vorbei zieht.
Das Tented Camp in Sweetwaters Serena
Am Morgen machen wir noch eine kleine Safari im Sampuru Park, bevor wir uns auf den Weg machen nach Süd-Westen. Wir kommen genau zur Lunch-Zeit an und können kaum glauben, wie cool unser Hotel für diese Nacht aussieht, also für Heiligabend.
Wir wohnen zwar in einem Zelt, aber es ist ein Luxus-Zelt. inkl. Dusche und WC (nur mit Vorhang vom Rest getrennt, gewöhnungsbedürftig) Vor unserem Zelt und nur wenige Meter von uns entfernt die folgende krasse Kulisse: Rhinos, die sich im Dreck vom Sweetwater-Seeli suhlen und Warzenschweine (wie "Pumba", was übrigens für „dumm“ steht) und am Morgen danach sah ich sogar einen Büffel. Die Zelte sind entlang dem See gestreut, so dass alle Gäste Sicht auf die gleiche Kulisse haben. Am Abend wird’s richtig kalt, eine Angestellte legt uns vorsorglich eine heisse Bettflasche ins Bett. Zusammen mit zwei Lagen Duvets gewichtet es zwar ordentlich auf einem, hat aber genau die richtige Temperatur zum Durchschlafen. Die Angestellten und auch viele Hotelgäste sind auch am nächsten Morgen noch mit dicken Daunenjacken, Käppli, die Babys im Onesie inkl. Hasenohren unterwegs. Es heizt dann allerdings kurz nach Sonnenaufgang wieder richtig auf.
Die Safari: Im Park gibt es ein Sanctuary für Schimpansen, das wir uns zuerst anschauen. Dorthin werden kleine Schimpansen gebracht, die als Babys gekauft wurden, zB. im Kongo und die dann im Teenage-Alter den Besitzern zu gefährlich wurden. Oder alte und kranke Schimpansen, die hier eine zweite Chance bekommen. Als nächstes gehen wir zum einäugigen Rhino, der auch ein Altersplätzchen erhalten hat und den wir füttern dürfen. Dann geht’s in den Park. Traurigerweise starb vor kurzem das allerletzte weisse männliche Rhinozeros. Die letzten drei verbleibenden Weiblichen werden 24/7 bewacht, obwohl sie ja per se bereits ausgestorben sind. Mit „white“ sind eigentlich die weiten (also wide) Nashörner mit breitem Maul gemeint, die anderen sind demnach diejenigen mit dem schmalen Maul (black rhinos). Übrigens: heutzutage darf man in Kenya jeden Wilderer, den man erwischt, erschiessen. Falls er vor Gericht kommt, gibt’s eine saftige Busse von 20’000$ oder er kommt für 20 Jahre ins Gefängnis
Wir sehen hier wieder viele Büffel und kommen Auge in Auge mit drei Löwen, die um unseren Mini-Bus streichen. Das ist wohl das eindrücklichste Erlebnis von heute.
Elsamere Bungalow am Lake Naivashu
Als ich diesen ersten Blog-Eintrag schreibe, sitze ich auf der Veranda unseres Bungalows und geniesse ein Vogel-Konzert sondergleichen. Ich komme nicht zum Staunen heraus und wünschte, ich hätte mein Vogel-Buch (ja, wir haben eins seit Sri Lanka) dabei.
Wir gehen auf den Naturpfad mit dem Hotel-Guide, der uns das Sanctuary zeigt, wo sich einige Adler aufhalten und Eulen, die verletzt sind oder sonst nicht mehr Wildnis-tauglich sind. Wir lernen einiges. Ausserdem findet sich ein wildes Zebra und ein paar Giraffen, die durchs Gelände schlendern. Und Baboons. Leider besuchen uns diese Nacht keine Hippos, wie es anscheinend an diesem Ort vorkommt. Zweimal stehen wir auf weil wir meinten, ein entsprechendes Geräusch zu vernehmen. Aber das vermeintliche Hippo stellt sich im Tageslicht als eher kleines Gebüsch heraus.
Zum Nachtessen werden wir abgeholt, wegen oben erwähnter Gefahren. Für einmal sind wir die einzigen Weissen in der weihnächtlichen Runde. Seit den letzten Tagen des Bürgerkriegs in Sri Lanka in 2009 war das nie mehr der Fall. Der Koch übertrifft sich auch heute Abend wieder, und ja, endlich komme ich zu meinem Truthahn, den ich um Thanksgiving verpasst habe. Alles sehr englisch hier.
Mara Siria Camp, Masai Mara
Am nächsten Tag geht’s weiter mit dem Minibus Richtung Masai Mara, welches quasi der Höhepunkt unserer Safari-Woche ist. Unser wortkarger Fahrer Richard hält wieder an einem dieser Touristen-Fallen-Verpflegungsstopp, aber inzwischen können wir ohne mit der Wimper zu zucken an den Hunderten wunderschönen geschnitzten afrikanischen Souvenirs vorbei auf die Toilette und genauso wieder aus dem Laden raus. Einfach eine kleine Verpflegung kaufen wir. Stundenlang geht es zuerst einer normalen guten Strasse entlang, dann nur noch Schotterstrasse. Etwa 100km lang. Oder 2 Stunden. Mir kommt eine frühere Bekannte in den Sinn, die sich einst eine Autobahn zwischen Zweisimmen und Schönried wünschte, um schneller dahin zu kommen. Auf jeden Fall sind wir gut geschüttelt, als wir in unserem Buschcamp ankommen. Die Aussicht vom Camp Base in die Mara ist unbeschreiblich. Man kann sich nicht satt sehen. Nach einem leichten Lunch werden wir in unser Zelt begleitet, etwa ein 10 Minuten Marsch. Dieses Zelterlebnis ist sogar noch mehr als Glamping, das Zelt ist grösser als ein durchschnittliches Doppelzimmer in einem Stadthotel. Auch beim Badezimmer muss man (fast) keine Abstriche machen. Es gibt ein WC mit richtiger Spülung und die Dusche muss man einfach vorher anmelden, damit Wasser in den Tank gefüllt wird. Und das Wasser reicht locker für 2 inkl. Conditionner (nicht für Teenager, die stundenlang duschen) Einzig bei der Toilette ist es von Vorteil, wenn man sich schon länger kennt oder geschwisterlich verwandt ist. Es gibt nur eine Stofftrennung zum Schlafbereich, keine akustische. Eventuell nicht Hochzeitsreise-Material. Aber enough of that. Die Sicht ist formidabel, und einen solchen Sternenhimmel habe ich seit meinem letzten Skilager in den 80ern wohl nie mehr zu sehen bekommen. Als wir auch heute mit den Lerchen ins Bett gehen, weil es da oben wirklich ab Sonnenuntergang nicht mehr viel zu tun gibt, und noch etwas lesen wollen, bekommen wir Besuch von ein paar gruusigen Käfer, die uns ins Gesicht krabbeln. Erst mit Lichterlöschen ist der Spuk vorbei, aber ich verschwinde sicherheitshalber bis zur Nasenspitze unterm Duvet.
Am Morgen ist eine Ganztages-Safari angesagt mit Picknick. Wir können uns glücklich schätzen, alle Big Five zu Gesicht bekommen zu haben. Vier Jahre in Sri Lanka, und wir sahen keinen einzigen Leoparden. Hier endet diese Mission sehr glücklich, und wir schauen einem Leoparden zu, wie er sich auf einem Baum lümmelt. Wir beobachten ein ganzes Pack Löwen-Weibchen und auch den Lion King. Wir verfolgen das Treiben einer ganzen Kolonie Hippos, die sich im Fluss-Schlamm suhlen. Und dazwischen immer wieder Impalas, Giraffen, Zebras, Elefanten und Büffel zuhauf. Und zur Krönung: ein Cheetah, also Gepard, bevor dieser Tag zu Ende geht. Am nächsten Tag steht die Rückreise nach Nairobi an, wo wir in einem Hotel Nähe Wilson Airport übernachten. Und im Carnivore Abendessen, ein Treat für die Boys.
2. Woche im Resort
Die Reise zur Ostküste verläuft ereignislos, ausser dass auf der ganzen Reise jeder einzelne Flug verspätet war. Und die Flugzeuge für die Inland-Reisen sind wirklich klein, jedenfalls für meinen Geschmack. Das Resort ist dafür riesig, war früher mal ein Robinson Club. Und die strengen deutschen Regeln ist man noch nicht ganz los geworden. Ich verliere zum Beispiel mal die Karte für das Beach Towel und werde zur Reception geschickt „to discuss it“... ABER: mit launischen Teenagern kann man wunderbar in so einer Anlage abtauchen und einander aus dem Weg gehen. Das ist ein Plus, aber die mit Tüechli belegten Liegestühle nerven auch hier. Wenn man anfängt, über die anderen Gäste zu lästern, ist es Zeit abzureisen. Der Hubby, der polyglotteste Mensch den ich kenne, gönnt sich zum Jahresende eine Portion Glacé zum Dessert. Ganz ehrlich, ich weiss nicht, welcher Teufel ihn geritten hat. Auf jeden Fall rächt sich sein Übermut gleich am nächsten Tag. Whatever happened to „peel it, cook it, boil it“ und kein Eis? Obwohl wir anderen uns brav daran halten, haben wir alle mit kleineren Magenproblemen zu kämpfen. Zum Glück gibts Gin&Tonic. Wir unternehmen auch einen Ausflug nach Mombasa, aber im grossen und ganzen liegen wir faul herum und arbeiten an unserem Teint. Nach 2 Wochen Kenya sind wir äusserst erholt und reisen via Nairobi und Istanbul wieder nach Beirut zurück. Unvergessliche Ferien, einzig die Vorstellung, von Hand eine Giraffe zu füttern, bleibt - vorerst - unerfüllt…