Ramadan

Der heilige Monat des Ramadans ist seit heute im Gange und dauert bis zum 5. Juni an. In einem arabischen Land wie dem Libanon gehen diese Feierlichkeiten nicht spurlos an uns vorbei. Deshalb habe ich mir, mithilfe von Wikipedia und anderen Recherchemitteln, ein paar Gedanken dazu gemacht und auch ein paar muslimische Freundinnen gefragt, was der Ramadan für sie bedeute.

Der islamische Kalender ist ein Mondkalender. Das heisst, die Monate sind Mondmonate mit einer durchschnittlichen Dauer von 29,53 Tagen. In der Praxis haben die Monate eine Länge von 30 oder 29 Tagen. Der Kalender orientiert sich strikt an der astronomischen Beobachtung: Zwölf Monate bilden ein Mondjahr. Dieses ist mit durchschnittlich 354,37 Tagen etwa 11 Tage kürzer als ein Sonnenjahr, wie wir es kennen. Es gibt keinen Ausgleich mittels Schaltmonat. Deshalb verschiebt sich der Jahresanfang jährlich um etwa 11 Tage rückwärts gegenüber dem gregorianischen Kalender, was heisst, dass der Ramadan sich jedes Jahr um 11 Tage nach vorne schiebt, zB. nächstes Jahr von ca. 20. April bis ca. 20. Mai  2020 stattfindet. 33 Mondjahre entsprechen etwa 32 Sonnenjahren.

Während ca. 30 Tagen fasten gläubige Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Was heisst Fasten genau?

Fasten bedeutet der Verzicht auf Essen, Trinken, Zigaretten und Sex. Auch darf man nicht schlecht reden oder schlechtes tun. Schwangere, Stillende, Kranke, Alte und Kinder bis zur Pubertät sind vom Fasten ausgeschlossen. Reisende halten sich an die Uhr-Zeit in Mekka, an diejenige der Destination oder holen das Fasten nach. Der Ramadan soll eine Zeit von gläubiger Spiritualität sein, begleitet von tiefer Kontemplation zu seiner Beziehung mit Gott. Zusätzliche Gebete (zu den 5 pro Tag), Nächstenliebe, und Grosszügigkeit sowie intensives Lesen des Korans zeichnen den Ramadan aus.  „Das Praktizieren des Fastens heisst für mich zu sehen, wie es sich anfühlt, Hunger und Durst zu haben und deshalb Mitleid mit den Bedürftigen und Armen zu haben, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und sich im Leben weniger ablenken zu lassen“ ), so eine Freundin. Am Abend wird das Fasten gebrochen mit einer Dattel, oder auch einer Linsensuppe, etc. Das anschliessende Mahl heisst Iftar. Vor Sonnenaufgang gibt es nochmals eine leichte Mahlzeit (Suhoor), bevor wieder gefastet wird.

Für mich ist die Idee des Ramadans an sich logisch und auch, dass man sich aus den genannten Gründen für eine gewisse Zeit im Verzicht übt und sich besinnt auf das, was man hat. Kennen wir ja auch im christlichen Glauben. Einzig die üppigen Iftar-Mahlzeiten und Ramadan-Schlemmereien sind meiner Meinung nach widersprüchlich. Es gibt viele Restaurants in Beirut, die ein spezielles Iftar-Menu anbieten. So eines haben wir kürzlich im Restaurant Loris mit Freunden genossen. Es war herrlich, und ich hatte das beste arabische Dessert, seit ich in Beirut bin. Was mir besonders gefiel, war, dass auch eine christliche Familie die Erst-Kommunion ihrer Tochter dort feierte. Eventuell sind diese Iftar-Buffets sowieso eher für uns Christen ausgerichtet oder generell eine zusätzliche Werbe-Plattform für das Restaurant. Als ich nämlich ein paar Tage später mit meinem internationalen Trüppchen in einer Rooftop-Bar unterwegs war, und die drei anwesenden Muslima ihr Fasten brachen, war dies für mich ein sehr feierlicher und würdevoller Moment, und er brachte meinen ersten Eindruck vom üppigen Iftar-Überfluss zum Wanken. Wir anderen tranken dabei unsere Cocktails, knabberten an Snacks und rauchten. Jede lebte nach ihrer Façon und liess die andere ebenso leben, so einfach kann das sein!

Beatrice Rieben - Life(Style), Confidence & Expat Coach