Interview-Serie #3 Nivine Maktabi, Inhaberin von oumnia
Nivine’s concept store Oumnia befindet sich in Saifi Village, in Downtown Beirut. Ich bin vor einigen Wochen neben ihrem wunderschönen Laden vorbei gekommen und war sofort eingenommen von den schönen Stücken handgemachter und gewobener Teppiche sowie Paschmina Schals. So wie mir auch Nivine’s stylische Art, sich zu kleiden und ihre Persönlichkeit gefallen hat.
Nivine, wo bist Du geboren und aufgewachsen?
Ich bin in 1975 in Beirut geboren und stamme aus einer iranischen Familie. Ich bin das älteste von 4 Geschwistern (2 Brüder und 1 Schwester). Ich bin eng mit meiner Familie verbunden, besonders seit wir unseren Vater sehr früh verloren haben. Meine Grosseltern waren ursprünglich in den Libanon eingewandert, und beide meine Eltern wurden hier geboren. Meine Mutter war eines der ersten 3 Mädchen an der Internationalen Schule (IC) in Beirut. Meine Eltern stammen beide aus einer Familie von Teppich Händlern. Die Familie Maktabi hat das Monopol über das Teppich Geschäft in ganz Libanon, wir sind alle irgendwie miteinander verwandt. Ich bin in London aufgewachsen, nachdem ich ein Jahr (88) in einem Internat in Villars, Schweiz, verbracht hatte. Ich hatte eine starke Verbindung mit der Schweiz, weil mein Vater in Zürich ein Teppichgeschäft besass und ich oft dort war. Ich zog 1989 nach London für meine weitere Ausbildung und auch aus medizinischen Gründen meines jüngeren Bruders. Die Zeit, die ich in London verbrachte, hat mir die Augen geöffnet für die Teppiche. Es wurde mir dort bewusst, wie wertvoll diese waren und wie stark die Nachfrage danach war. Später studierte ich Wirtschaft am LSE (London School of Economics and Political Science) und nahm Kurse am Sotheby’s Institut in London. Nach meinem ersten Diplom arbeitete ich während 3 Jahren im Geschäft meines Vaters in Hamra (Stadtteil im Westen Beiruts). Ich machte meinen Master in Sozialstudien und Gender Studies (Geschlechterforschung). Ich unterrichte und gebe Kurse über Teppiche. Ich liebe Teppiche leidenschaftlich.
Daheim sprechen wir französisch, englisch, arabisch und manchmal Farsi. Wenn wir wollen, dass uns andere nicht verstehen. Die Generation meiner Mutter und vielleicht auch die meine, leben noch die iranischen Traditionen und kochen iranisch, aber die jüngeren Iraner eher weniger.
Welches ist deine liebste Kindheitserinnerung?
Als mein Vater vor 29 Jahren mit nur 45 Jahren unerwartet verstarb, musste ich schnell erwachen werden. Ich war ja die Älteste von 4 Geschwistern, und ich habe diese Verantwortung auch sehr natürlich übernommen. Wir hatten das Glück, eine so tolle Mutter zu haben, die immer da war, wenn wir sie brauchten. Wir waren füreinander da und sind es noch. Weil mein Bruder krank war, mussten wir früh selber schauen und wurden schnell selbständig. Wir lebten in Kensington in London ohne weitere Familie. Ausser einer Tante meiner Mutter, waren wir auf uns selbst gestellt, ganz anders als hier, wo man immer jemanden um Hilfe fragen kann. Ich war noch sehr jung, als ich wusste, dass ich die Arbeit meines Vaters weiterführen wollte, weil ich Teppiche wirklich liebte und so habe ich mich richtiggehend in die Materie und Geschichte des Teppichs hineingestürzt. Um Dir ein kleines Beispiel zu geben: auf stammesspezifischen Teppichen arbeiten wir oft mit Tierdrucken. Es war eine Herausforderung, jung und weiblich zu sein, denn es ist recht selten, auf eine Frau im Teppich Geschäft zu treffen.
Welche Wünsche in deinem Leben haben sich erfüllt?
Jemand hat mir vor ein einiger Zeit gesagt, ich solle eine Wunschliste schreiben und diese ein paar Jahre später anschauen. Ich hatte Hühnerhaut. Die meisten meiner Wünsche waren beruflicher Art und hatten sich erfüllt. Zum Beispiel wollte ich immer eine Ausstellung in Dubai machen, was mir gelungen ist. Ich bin seit 2006 selbständig im Geschäft. 10 Jahre also. 2 Monate nach Geschäftseröffnung ist der Bürgerkrieg ausgebrochen. Irgendwie habe ich es durch diese schwierige Zeit geschafft. Sicher auch dank meiner Kunden aus Kuwait, Qatar und Saudi-Arabien, die meinen orientalischen und dennoch modernen Stil schätzten und weiterhin kauften. Bald darauf begann ich, meine eigenen Teppiche zu designen. Schliesslich gab es einen Mangel an modernen Teppichen, die etwas leichter als die traditionellen sind. Ich bekomme mein Material aus Pakistan, Indien und Iran. Ich arbeite mit Kaschmir, organischer Baumwolle und Seide. Alle meine Designs sind Symbole für etwas. Auf einem meiner Schals zum Beispiel siehst Du das Gesicht meiner Grossmutter, ein anderer trägt den Druck der libanesischen Währung aus den 40er Jahren. In meinem Geschäft kannst du massgeschneiderte Teppiche kaufen, Du musst mir nur die Grösse und den Style sagen, dann gehts los.
Im Libanon haben wir zwar gutes Wetter und tolles Essen, aber leider keine wirtschaftliche Stabilität. Ich würde mir wünschen, dass dies anders wäre. Ein anderer Wunsch ist es, für meine massgeschneiderten Teppiche anerkannt zu warden. Ich möchte meine Arbeit mit den Frauen fortsetzen, die im Norden vom Libanon, an der Grenze zu Syrien, für oumnia weben und knüpfen.
Welches Wort auf Arabisch muss ich unbedingt lernen, und was heisst es?
“ana b’hebak” – heisst “ich liebe dich”, wenn man es zu einem Mann sagt und “ana b’hebik” heisst “ich liebe dich”, zu einer Frau.
Auch heute verlasse ich meine Interviewpartnerin nicht, ohne gute Tipps mit auf den Weg bekommen zu haben. Heute ist es eine Adresse für Skiferien in den Libanon-Bergen. Immer wenn ich mich verabschieden will, kommt entweder mir oder Nivine wieder etwas in den Sinn. Wir hätten uns noch den ganzen Tag bestens zusammen unterhalten.
Nivine’s concept store Oumnia is in Saifi Village, in Downtown Beirut. I passed by her beautiful shop a few weeks back and was immediately taken by its beautiful pieces of woven and handmade carpets & pashmina shawls. I was also charmed by Nivine’s stylish way of dressing and her personality.
Nivine, where have you been born and raised?
I was born in 1975 in Beirut of Iranian origins. I am the eldest of 4 siblings (2 brothers, 1 sister). I am very close to my family since we lost our father at a very young age. My grand-parents immigrated to Lebanon and my parents were both born here. My mother was one of the first three girls at IC (International School) in Beirut. Both of my parents come from a family of Carpet dealers. The family Maktabi dominates the carpet business in all of Lebanon, we are all somehow related to one other. I grew up in London, after spending one year in a boarding school in Villars, Switzerland (88). I had a strong relationship with Switzerland since my father used to own a carpet shop in Zurich and I was often there. I then moved to London in 89 for further education and because of medical reasons for my brother. My time in London was a true eye opener since it was there where I discovered how valuable carpets are and how in demand they were. Later on I studied Economy at LSE and took courses at Sotheby’s Institute in London. After my first degree I worked at my father’s shop in Hamra for 3 years. I then did my masters in social policies & in gender studies. I also teach and give lectures about carpets. At home we speak French, English, Arabic and sometimes Farsi, if we don’t want other people to understand. My mum’s generation and maybe even mine still follow Iranian traditions and cook Iranian, but the younger ones not so much any more. I am passionate about carpets.
What is your favorite childhood memory?
Since my dad died 29 years ago when he was only 45, I grew up quickly. I was the eldest of my siblings and I take to responsibility naturally. I was also blessed with a great mother, who was always there for us, and we supported each other and still continue to do so. Because my brother was not well, we got to be independent very young. And since we lived in Kensington, London without family strings, except of one of my mum’s aunt, we had to rely on ourselves, unlike here where you can always ask and find help easier. From an early age on, I knew I wanted to continue his work, because I really liked carpets and started digging deep into the history of carpets. To give you an example: on tribal carpets, we often work with animal prints. It was a challenge to be young and female as it is quite rare to find a female in the carpet industry.
Which wishes in your life came true?
Somebody actually told me to write a “wish list” and look at it in a couple of years later. When I did, I had goosebumps. Most of my wishes were business-related and had come true. For Instance I wanted to do an exhibition in Dubai, which I did. I have been in business since 2006. 10 years. 2 months after I opened up my shop, the civil war broke out. Somehow I made it through that time. Mostly because foreigners from Kuwait, Qatar and Saudi-Arabia, really appreciated my oriental yet modern style and kept buying. Soon I started to design my own carpets, as there was a lack of modern ones, which are much lighter than the traditional. I get my material from Pakistan, India, Iran, and I work with cashmere, organic cotton and silk. All my designs are symbols for something. On one of my scarves you see the imprint of my grandmother, on another there is the currency of Lebanon from the 1940ies. In my shop, you can buy a custom made carpet, you just tell me which size and style, and off we go.
In Lebanon we have good weather, great food, but not so much economic stability. I would wish for that. Also I want to be recognized for my custom made carpets. I would like to continue my work with these women who are in North Lebanon at the border to Syria, who weave and knit for oumnia.
Which word in arabic do I have to learn and what does it mean?
“ana b’hebak” – means I love you if you’re addressing a man or a boy or “ana b’hebik” is I love you for addressing the wife or a girl.
Again, I am not leaving her shop without great tips. This time it’s an address for a ski vacation in the Lebanon mountains. Whenever I turn to leave, something else springs to mind, either hers or mine. I think we could have gone talking all day long